Mittwoch, 4. Februar 2009

Bahn und Benedikt: Die PR-Katastrophen alter Männer

In meinem Twitter-Netzwerk war von der PR-Katastrophe im Vatikan gestern nicht viel zu lesen. Wohl aber von der Abmahnung der Deutschen Bahn gegen den Netzpolitik-Blog. Jenseits des Online-Buzz' schlugen die Wogen der Kritik über dem Bahnpapst und dem Katholiken-Chef zusammen.
Es scheint ein Problem alter, weißer Männer zu sein, dass sie in Führungspositionen irgendwann die Fähigkeit verlieren, das Richtige zu sagen - und vor allen das Richtige zu tun. Nach 16 Jahren Kohl konnte ihn keiner mehr sehen. Stoiber wurde in Bayern von den Parteifreunden vom Hof gejagt.
Schaut man sich die aktuellen Fälle genauer an, sieht man folgendes Verhaltensmuster:
  • Beide handeln falsch: Der eine stellt die Belegschaft unter Generalverdacht, der andere nimmt einen Ausgestoßenen in den Schoß der Kirche auf, der noch am Tag vorher den Holocaust leugnet.
  • Beide kommunizieren falsch: Beide glauben, dass die Kritik wie bisher an ihnen abperlen wird. So haben Sie es schon immer gemacht und so soll es jetzt auch funktionieren. Diese Haltung prägt jede ihrer Aussagen. Klarstellungen, Erklärungen, Eingeständnisse oder gar Entschuldigungen erfolgen nicht. Hat man ja nicht nötig, wenn man ein Unternehmen führt, dass seit 2000 Jahren das Monopol auf den Schienenverkehr hat oder so ähnlich.
  • Beide haben aufgehört, zuzuhören. Wenn die Rehabilitierung eines Holocaust-Leugners eine Verwaltungspanne war oder Mehrdorn vom Datenabgleich seiner Belegschaft nichts wusste, dann liegt das daran, dass sie sich nicht dafür interessieren. Genauso wenig interessiert sich Mehdorn für die Wellen, die die Aktion seiner Anwälte im Netz schlug.
Falsch handeln, falsch kommunizieren, bloß nicht zuhören: Als PR-Berater ist es eine Akquise-Strategie, die Riege der alten, weißen Männer in der Unternehmenswelt durchzugehen und die Pakete für Krisenkommunikation schon mal geschnürt bereit zu halten. Denn die Krise kommt zu ihnen so sicher wie das Amen in der Kirche - oder die Bahn.

3 Kommentare:

Jan Manz hat gesagt…

Wow, ein enorm gutes Stück Text - sowohl inhaltlich, wie auch fachlich (aus Kommunikationssicht).
Die These, dass es ein Problem alter weißer Männer ist, ist gewagt - könnte aber passen.

Kritikunfähig und selbstverliebt sind die meisten dieser Generation - wenn sie dennn Führungspositionen inne haben. Denn: Die alte Welt der Kommunikation funktionierte halt immer schön top-down. Und das miteinander bzw. Zuhören ist nie gelernt, bzw. scheinbar verlernt worden.

Unknown hat gesagt…

Danke für das Lob, siehe dazu auch den sehr guten Beitrag von Spießer Alfons

Unknown hat gesagt…

Auch die Titanic steigt in die Debatte mit ein.