Sonntag, 26. Februar 2012

Liebling, ich habe die Wirtschaft geschrumpft!

Kürzlich wieder gelesen, dass die Pferde in ihrer Entwicklung in einer Phase der Erderwärmung auf die Größe von Katzen zusammenschrumpften. Was der Süddeutschen einen Artikel im wirklich lesenswerten Wissenschaftsteil UND ein Streiflicht wert ist, gereicht dem Silberlicht schon längst zur Inspiration.

Beim Thema Schrumpfen fällt einem in Deutschland zuerst die Wirtschaft und dann die FDP ein. Letztere ist bald nur noch eine liberale Fußnote, was sehr schade ist. Für erstere besteht das Problem, dass das nicht schnell genug geht und Philipp Rösler weiter völlig ideenlos als Wirtschaftsminister agiert.

Wo das hinführt, sieht man sehr gut an der neuen Broschüre "ENERGIEWENDE!", die Röslers Ministerium für viel Geld produzieren und unter anderem der Süddeutschen beilegen ließ. Die Kernaussage des nett gemachten Heftchens ist: "Energiewende? Gerne! Solange es niemanden was kostet. Sonst lassen wir das lieber wieder sein."

Nun weiß der Lanz-Freund Rösler, dass die Energiewende sicher nicht zum Nulltarif kommen wird. Im Gegenteil, sie wird teuer, richtig teuer, da sind sich alle einig. Was Rösler also wirklich sagt, ist, dass es mit ihm als Wirtschaftsminister keine Energiewende geben wird. Dass es die Industrie nicht mal versuchen muss.

Zum Glück gibt es neben den Dinosauriern, die Rösler mit seiner Politik aus dem Mesozoikum schützen will, in der deutschen Wirtschaft noch genug Innovatoren, die wissen, dass Reservate keine auf Dauer lebensfähigen Ökosysteme sind. Sie sind längst dabei, größtenteils ohne staatliche Förderung Lösungen für die Energiewende zu entwickeln.

Beispiel gefällig? Die Münchener m+p consulting hat sich Elektromobilität auf die Fahnen geschrieben. Infrastruktur, Fuhrparklösungen und Fahrzeuge gehören mit zum Angebot. Dort denkt man weit über Elektroantriebe hinaus und sieht die Energiefrage im Gesamtkontext. Gespannt sein darf man auf den Kongress am 28. und 29. März im Verkehrszentrum des Deutschen Museums in München (und am 10. und 11. Mai in Berlin).

Beispiele wie diese gibt es viele. Da sind die Gründer von enbreeze, die kleine Windkraftanlagen effizient machen. Oder fos4x, deren Technologie bei großen Anlagen für geringere Wartungskosten sorgt. Man sagt den deutschen Ingenieuren ein zwanghaftes Effizienzstreben nach. Genau das macht die Energiewende zur großen Chance für ingenieursgetriebene Unternehmen. Die Supertanker, die Rösler schützen will, sind dem Untergang geweiht, wenn sie die Wende nicht mit vollziehen können. Kleine Schnellbote werden es sein, die die Marktchancen ergreifen werden.

Nur: Ohne die Industrie in die Pflicht zu nehmen, wird es nicht gehen. Auch wenn das höhere Kosten und  weniger Komfort für den Verbraucher bedeutet. Die Ideenlosigkeit von Röslers Ministerium wird viel mehr Arbeitsplätze kosten als teurer Strom. Angst vor dem Wandel kostet nämlich die Zukunft.

Mittwoch, 22. Februar 2012

Ich bin kein schwarzes Schaf!!!

"Die Deutsche Public Relations Gesellschaft (DPRG) hat Kriterien aufgestellt, was professionelle PR-Berater von schwarzen Schafen unterscheidet" heißt es im aktuellen Newsletter von PR-Professional etwas holprig. Man muss es den Stadtkindern verzeihen, wenn sie sich bei der Unterscheidung etwas schwer tun. Also ein bisschen Nachhilfe von einem bekennenden Landei.

So unterscheiden sich PR-Berater von schwarzen Schafen

  • PR-Berater haben keinen Pelz, und sie müssen auch nicht zweimal pro Jahr geschoren werden. Einmal reicht.
  • PR-Berater sollten den aufrechten Gang beherrschen. Wenn Ihr PR-Berater auf vier Beinen daherkommt, ist er wahrscheinlich ein Schaf.
  •  PR-Berater riechen weniger streng. Wenn ihr Berater besonders bei feuchtem Wetter etwas müffelt, haben Sie den Bock zum Gärtner gemacht.


So weit zur Biologie, wer es differenzierter haben will, hier ist der DPRG-Text.

Montag, 20. Februar 2012

Der Fisch duftet am Bauch

Das Explorer Hotel in Oberstdorf
Der Fisch mag am Kopf zu stinken beginnen, duften muss er am Bauch. Und im Bauch eines Unternehmens sind die Mitarbeiter. Wenn die Mitarbeiter die Vision nicht kennen oder nicht mittragen, bleiben Visionen des Management "Hirngewichse", wie es ein sehr geschätzter Kollege von mir einmal ausdrückte.

Besonders wichtig ist die Duftmarke am Bauch bei Branchen, deren Wertschöpfung im direkten Kundenkontakt entsteht wie in der Gastronomie und Hotellerie. Wer hier das strategische Ziel Service-Führerschaft erreichen will, der braucht im ersten Schritt nicht Kundensupport via Facebook und Twitter. Er braucht als allererstes seine Mitarbeiter.

Ein einprägsames Erlebnis hatte ich dazu im Explorer Hotel in Oberstdorf. Hinter dem Hotel steht eine Vision: weg von der bajuwarisch-alpinen Fichtenholzvertäfelung, weg von der Massenabfertigung des Ski-Zirkus und DJ Ötzi. Hin zu einem neu definierten Komfort, bewusster Reduktion, Design und ökosozialer Veranwortung.

Das alles macht die Story des Hotels aus. Das alles muss tief ins Produkt eingewoben werden, damit es stimmig ist. Wie zentral die Mitarbeiter beim Weben des Geflechts sind, erschloss sich mir bei einem Gespräch an der Hotelbar. Mein Gegenüber, eine Servicekraft, erzählte mir von ihrem Job, wie sie hier her kam, was sie tut. Vor allem aber erzählte sie mir mit Überzeugung was das Hotel ausmacht, wofür es steht. Von der Passiv-Bauweise bis zum Marketingverbund. Vom Wellness-Angebot bis zur Ausstattung der Lobby. Und sie erzählt mir, dass sie erst seit drei Wochen dort arbeitet.

Dass die Vision so schnell auf die Mitarbeiter übergeht, dass sie sie leben und den Bauch duften lassen können, das alles zeigt, dass die Leitung sich nicht nur im Aufstellen von Visionen gefällt (auch eine Management-Aufgabe) sondern auch die Kärrnerarbeit der internen Kommunikation, der Mitarbeiter-Schulungen und des Vorlebens auf sich nimmt.

Je mehr das Produkt von den Menschen, von den Mitarbeitern repräsentiert wird, desto wichtiger wird diese Arbeit. Für Hotels und Gastronomie ist dies Teil der Service-Führerschaft; die zentrale strategische Aufgabe.

Sonntag, 5. Februar 2012

Social Media Check: Erasco

Im neuen Spot wirbt der Konservensuppen-Hersteller Erasco jetzt für den Hühner-Nudeltopf - mit natürlicher Hühnerbrühe. Ich möchte nicht wissen, wie unnatürliche Hühnerbrühe aussehen könnte.

Anlass genug, sich die Präsenz von Erasco im Web und in Social Media genauer anzuschauen. Erasco, das seit 1996 zum Campbell's Konzern gehört, ist ein Social Media-Verweigerer. Das ist um so verwunderlicher, als sich der Wettbewerb schon recht tapfer tummelt in der wunderbaren Welt der Tweets und Likes.

Nun ist Erbseneintopf erst mal kein emotionaler Anknüpfpunkt für Gespräche. Wirklich nicht? Der Teller heiße Suppe symbolisiert für viele Menschen "zu Hause". Und Erasco ist schlau genug, diese Emotionalität für für seine Werbung im Fernsehspot zu nutzen. Nur im Internet tun sich die Lübecker schwer. Da ist die "Inbetriebnahme einer High-Speed-Linie für 425-ml-Dosen" in der Firmenhistorie schon fast der Höhepunkt der Gefühle.

Ja, ja, Männer können seine Gefühle nicht zeigen, aber ein wenig mehr Dampf im emotionalen Suppenkessel würde nicht schaden. Traut euch.